Warum versucht die europäische Linke mit dem islamischen Regime im Iran umzugehen

Als Federica Mogherini, hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik  nach Gaza reiste, nannte sie eine israelische Zeitung  “Kommunist und islamophile”.  Diese Aussage, dass sie Kommunist gewesen ist, ist wesentlich richtig. Zumindest wenn man die Mitgliedschaft in den Jugendverband der Kommunistischen Partei Italiens als kommunistische Neigung betrachtet. Mogherini ist nicht der einzige Politiker, die einen kommunistischen Hintergrund hat und auch als islamophile gelabelt wird. Weltweit gibt es Politiker, die mit islamisten gleichgerichtet erscheinen und sogar eine Sympathie für die Islamisten haben. Die Überreste der Kommunistischen Systeme von der Zeit des Kalten Krieges darunter Kuba, Nordkorea und Venezuela haben eine tiefe Beziehung mit einem islamischen Staat wie die iranische Regierung. Außerdem nicht nur in der westlichen Welt sondern auch in der Geschichte des Nahen Ostens findet man mehrere Beispiele, in denen kommunistische Parteien mit den radikalsten Islamisten sozusagen assoziiert worden sind. Die Tudeh-Partei zum Beispiel, die älteste kommunistische Partei des Iran, hat im Jahr 1980 (ein Jahr nach der islamischen Revolution) den Scharia-Richter des Regimes “Sadegh Chalchali” als ihren idealen Kandidaten in der Wahl vorgestellt. Wenn man die Sache aus der historischen sogar philosophischen Sicht betrachtet, ergänzen sich die Puzzlestücke. Schon fast vor 50 Jahren nannte Mohammad Reza Schah Pahlavi diese Sympathie zwischen Marxisten und Islamisten “der schwarze und rote Kolonialismus”. Ein Bündnis, das endlich im Jahr 1979 zur Islamischen Revolution im Iran geführt hat.

Kultureller Marxismus

Über den Kulturellen Marxismus wurde viel diskutiert und geschrieben. Es gibt allerdings keine einheitliche Auslegung des klassischen Marxismus im weitesten Sinne.  Zum Kernpunkt des Marxismus gehört trotzdem der Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie. In den 60er Jahren fast ein Jahrhundert nach dem Schreiben des Manifests der Kommunistischen Partei von Marx und Engels, eine neue Lesart des Marxismus entstand, die heutzutage oft als “Kultureller Marxismus” bezeichnet wird. Kultureller Marxismus greift in einer historischen Betrachtungsweise auf die Lehre der Frankfurter Schule zurück. Die Kritische Theorie, die von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno in Frankfurt begründet wurde, verbreitete sich sehr schnell in Europa und Nordamerika. Die Ideen der Frankfurter Schule ist besonders in den europäischen Universitäten allmählich zum herrschenden Gedanken in Human- und Geisteswissenschaften geworden.  Dieser Einfluss war so stark, dass heute nach fast 50 Jahren

der Kerngedanken der Philosophischen Fakultäten der meisten europäischen Universitäten zum kulturellen Marxismus neigt. Kultureller Marxismus betrachtet die Gesellschaft als die Bühne des Kampfes zwischen dem Ausbeuter und dem Ausgebeuteten, mit anderen Worten zwischen Mehrheit und Minderheit. Deshalb verteidigen die Anhänger des Kulturellen Marxismus das Recht von Homosexuellen und Transgendern, Ethnische Minderheiten und etc.

Bis zu diesem Punkt sieht alles wie eine menschliche moralische Idee aus. Im weiteren Verlauf tauchte allerdings eine widersprüchliche Ansicht bzw. eine bizarre Sympathie auf, die grundsätzlich nicht möglich sein sollte. Die Anhänger des Kulturellen Marxismus und Islamisten trotz allen Meinungsverschiedenheiten besonders in Bezug auf die Themen wie Homosexualität und Transgender haben eine tiefe Verbindung miteinander gefunden. Auf den ersten Blick sieht das unheimlich schwer aus, diesen Widerspruch zu verstehen. Kultureller Marxismus wurde allerdings in einer Zeit geprägt und expandiert, in der die künstlerische und philosophische und sogar gesellschaftliche Bewegung des Postmodernismus in Frankreich Tag für Tag immer wieder beliebter wurde. In der Kunstwelt sind bizarre künstlerische Aktionen und Werke entstanden. ohne dass ästhetische Aspekte berücksichtigt werden. Die Avantgarde-Kunst wurde zum Mainstream. Postmoderne Denkstile, die auf den epistemologischen Relativismus basiert worden waren, wurde in fast gleicher Zeit expandiert. Eine politische Verbindung zwischen kulturellem Marxismus und dem Islam ist vielleicht unter anderem dadurch möglich geworden, dass die weiß Malerei von Robert Rauschenberg im San Francisco Museum of Modern Art als künstlerisches Werk bezeichnet wird. In diesem widersprüchlichen Gedankensystem, Medea Benjamin, die Mitbegründerin der Feministengruppe Code Pink, verteidigt die Politik des islamischen Regimes im Iran, das die Frauenrechte massiv verletzt.

Es wird normalerweise erwartet, dass sich eine Feministin gegen Diskriminierung und Unterdrückung der iranischen Frauen einsetzt, zum Beispiel gegen den Kopftuchzwang. Sie reist im Gegensatz dazu in den Iran, trägt Kopftuch, unterstützt das islamische Regime, bekommt Ehrenurkunde von Frauenfeindlichste Figuren des Regimes.

Wenn man die Teile dieses Puzzles zusammensetzt, erst bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, wie und unter welchen Bedingungen die ungeschriebene Allianz zwischen kulturellem Marxismus, dem postmodernen Diskurs und dem islamischen Radikalismus möglich wurde. Als Beispiel kann man den französischen Philosoph Michel Foucault nennen. Unser Puzzle vervollständigt sich allmählich, wenn wir in Betracht ziehen, dass Foucault im Jahr 1950  Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs wurde. Er war unter dem Einfluss des Marxismus und der Frankfurter Schule. Außerdem war Foucault der bedeutendste Vertreter der philosophischen Postmoderne und einer der größten Anhänger Khomeinis bzw. der Islamischen Revolution und ist während der Islamischen Revolution im Jahr 1979 zwei mal in den Iran gereist.

Umgekehrter Orientalismus

Als vor 3 Jahren François Burgat französischer Philosoph nach Ghom, das Zentrum der schiitischen Geistlichkeit im Iran reiste, sagte zu einem Großajatollah (im persischen: Mardschaʿ-e Taghlid), es wäre interessant, von Ihnen mehr zu lernen. Burgat ist ein linker Orientalist, der von Sadik Dschalal al-Asm (der syrische Philosoph, Gestorben: 2016, Berlin) “Reverse-Orientalist” genannt wurde. Hossein alwedaei jemenitischer Jurist schreibt in einem Artikel mit dem Titel “Die europäische Linke liebt Abu Mussab al-Sarkawi und hasst Taha Hussein”, die europäische Linke ist der Meinung, dass die echte Stimme des Nahen Ostens die Stimme der Muslimbrüder, Khomeinis und der Salafisten ist. Aus der Sicht dieses Autors bezeichnet die europäische Linke die Begriffe wie Demokratie, Menschenrechte, Frauenrechte usw. als die werte der westlichen Kolonisation und ist der Auffassung, dass diese Begriffe mit der Wirklichkeit des Nahen Ostens nicht im Einklang stehen können. Im umgekehrten Orientalismus gibt es einen typischen herabwürdigenden und erniedrigenden Blick auf die Bevölkerung des Nahen Ostens. Ein nahöstliches Land mit den “westlichen” Aussehen, mit Säkularismus, Demokratie oder Gedankenfreiheit sei kein echter Naher Osten. Die Realität des Iran zum Beispiel sei Steinigung, Khomeini, Jihad gegen Israel usw. Diese Form des umgekehrten Orientalismus betrachtet die Bevölkerung des Nahen Ostens als rückständige, primitive Menschen, die von den Werten der modernen Welt nichts verstehen. Die Bevölkerung des Nahen Ostens sind die Menschen, die keine Kunst, kein Fortschritt, keine Wissenschaft und keine Technik wollen. Unterdrückung und Folter, Verhaftung und Ermordung der Eliten seien die wirkliche herrschende Werte dieser Länder. Die europäische Linke unter dem Schatten des Kulturellen Marxismus, findet den Verstoß gegen die Menschenrechte in diesen Ländern nicht zu brutal. Da diese barbarische Verhalten aus der existenziellen Realität der Kultur dieser Länder entstehe. Die europäische Linke bezeichnet die menschenrechtliche Normen, Werte, Vorstellungen und daraus resultierenden Verhaltensweisen als die größten Errungenschaften der Menschheit. Sie will aber diese Werte nur für sich selbst und nicht für die Bevölkerung des Nahen Ostens. Ungeachtet dass das Regime gegen die Menschenrechte verstößt, versucht die europäische Linke mit dem brutalen islamischen Regime im Iran umzugehen. Diese Neigung zur Allianz ist so stark ausgeprägt, dass die EU zur Rettung des islamischen Regimes auf Einsatz des SPV hofft. Eine Zweckgesellschaft, die das Regime vor US-Sanktionen im Atomstreit schützt. Durch eine solche Politik riskiert die EU allerdings ihre Geschäftsbeziehungen mit den USA. Welche hintergedanken hinter dieser Allianz zwischen der europäischen Linken und dem islamischen Regime steckt, soll für die Europäische Linke sehr lohnenswert sein. Zumindest, wenn man daran denkt, dass es um einen Markt mit 400 Milliarden gegen einen mit 20 Billionen US-Dollar geht.

Die englische Version dieses Artikels

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