Eine philosophische Untersuchung über die Simulationshypothese

?Ist die Simulationshypothese irrational

Erfan Kasraie

Universität Kassel, Institut für Philosophie

Einleitung

Die Frage nach dem Wesen der Realität ist eine uralte philosophische Frage, die Philosophen und Physiker seit der Antike, seit dem Höhlengleichnis des Philosophen Platon bis zur Zeit des logischen Positivismus und auch bis heute beschäftigt. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage nach der Essenz der Realität, vertraten verschiedene Philosophen bzw. Wissenschaftler wie Ernst Mach, Rudolf Carnap, Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg, Roger Penrose, John Searle usw. unterschiedliche Meinungen. Viele Physiker wollten wissen, ob zum Beispiel die Entitäten der physikalischen Welt reale Dinge beschreiben. Für viele Wissenschaftsphilosophen ist das Thema immer noch umstritten, ob die nicht unmittelbar erfahrbaren Dinge wie Gene, Elektronen, Quarks, Schwarze Löcher und andere angeblich unbeobachtbare Entitäten wirklich real sind. Die Auffassungen darüber, was in der Physik als “real” bezeichnet werden kann. haben sich im Laufe der Wissenschaftsgeschichte immer wieder gewandelt. Während Ernst Mach die reale Existenz von Atomen in Zweifel gezogen hat [Resag, 2017], ist Ian Hacking der Meinung, dass theoretischen Entitäten wie Elektronen etc., als real berücksichtigt werden können.  Seit Beginn des KI-Projektes wurde die Frage nach der Realität, wieder zum Hauptthema der philosophischen Diskussionen. Parallel dazu mit der Entwicklung von Computerspielen wurden und werden die begriffen, wie Virtuelle Realität, erweiterte Realität, simulierte Realität immer wieder neu erfunden und definiert.
In den letzten Jahrzehnten haben sich Philosophen mit Fragestellungen dieser Art auseinandergesetzt, woher wir sicher sein können, ob die wahrgenommene Welt, auch wir selbst, reale oder virtuelle Existenzen sind. Während der amerikanische Philosoph Hilary Putnam mit dem Gedankenexperiment des “Gehirns im Tank” (brain in a vat) beweisen wollte, dass wir zweifellos in einer echten und realen Welt leben , besagt die Simulationshypothese des schwedischen Philosophen an der Oxford University Nick Bostrom, dass eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass alle Lebewesen ein Teil einer Simulation sind und wir in dieser simulierten Realität leben. Die Simulationshypothese von Bostrom ist grundsätzlich philosophisch. Wenn wir eines Tages beweisen können, dass wir in einem Computerspiel leben, müssen wir jedoch ein neues philosophisches System entwerfen. Für die uralten Fragen nach dem Wesen der Zeit, nach freiem Willen und Determinismus usw. gäbe es andere Antworten.

Die Simulationshypothese von Bostrom lässt sich ihm zufolge allerdings weder beweisen noch widerlegen. Trotzdem beschäftigen sich viele Denker seriös mit der Frage: Was, wenn wir in einem Computerspiel leben? Außerhalb der Philosophie, befassen sich mit solchen Fragen, sowohl die führenden Köpfe im Silicon Valley, als auch Physiker. Tesla-Gründer Elon Musk hält die Simulationshypothese für wahrscheinlich, denkbar und plausibel. Sam Altman der Startup-Unternehmer schreibt in einem New Yorker-Artikel, dass angeblich sogar Forscher daran arbeiten, uns aus der Matrix rauszuholen. Abgesehen von den populärwissenschaftlichen Medien gibt es ernsthafte Diskussionen innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Die Simulationshypothese von Bostrom im Rahmen seines Artikels mit dem Titel ″Are You Living in a Computer Simulation? ″ hat in den letzten Jahren zustimmende und ablehnende Kritiken erhalten und auch kontroverse Meinungen ausgelöst. Max Tegmark, Paul Davies und Lisa Randall, David Chalmers sind über unser mögliches simuliertes Dasein nicht einig. Auf der einen Seite ist Chalmers der Auffassung, dass wir keinen abschließenden Beweis dafür finden werden, dass wir nicht in einer Computersimulation leben. Denn jeder Beweis wäre ebenfalls simuliert.” . Tegmark schätzt auf der anderen Seite die Möglichkeit einer Computersimulation unseres Universums mit einer Wahrscheinlichkeit von 17 Prozent. In diesem Artikel verfolge ich die Absicht zu zeigen, inwiefern solche philosophische Ideen ernst genommen werden können und was wir mit diesen Ideen tun sollen, die zurzeit weder beweisbar, noch widerlegbar sind. Im vorliegenden Artikel werde ich die Frage erörtern, warum die Simulationshypothese von Bostrom ein ernstzunehmendes philosophisches Problem ist. Obwohl sie auf den ersten Eindruck irrational erscheint, obwohl sie weder prinzipiell beweisbar noch im Popperschen Sinne widerlegbar bzw. falsifizierbar ist, (falls man sie philosophisch betrachtet und nicht als eine physikalische These über die Natur der physikalischen Realität), würde ich argumentieren, dass die Simulationshypothese weder pseudowissenschaftlich noch Bullshit noch Verschwörungstheorie ist.

Den kompletten Artikel finden Sie Hier

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